Rechtsabteilungen sehen sich aktuell mit einer Vielzahl an neuen Herausforderungen konfrontiert. Komplexität und Menge der zu bearbeitenden Rechtsfragen steigen stetig, während die Budgets der Rechtsabteilungen weiter schrumpfen. Immer mehr Unternehmen richten Legal Operations-Teams ein, um diese Herausforderungen zu meistern und die Effizienz ihrer Rechtsabteilung zu verbessern. Dazu bedienen sie sich vielfältiger Methoden der Prozessoptimierung.
Eine neue Studie von Boston Consulting Group und Bucerius Law School beleuchtet theoretische Grundlagen und praktische Umsetzungen dieses Ansatzes. Hierzu haben die Projektpartner fast 50 Pioniere des Gebiets befragt und alle bisherigen Untersuchungen ausgewertet.
Dabei haben sie systematisiert, welche Tätigkeitsfelder typisch für Legal Operations-Abteilungen sind, welche Ansatzpunkte Legal Operations findet, um Rechtsabteilungen effizienter zu machen – aber auch, welche messbaren Auswirkungen der Einsatz von Legal Operations in Rechtsabteilungen hat. Außerdem gehen sie darauf ein, wie eine erfolgreiche Implementierung von Legal Operations in einem Unternehmen funktionieren kann und welche institutionellen Hindernisse ihr entgegenstehen können. Schließlich beschreiben die Autoren, welche Folgen diese Entwicklung für die externen Berater der Unternehmen in Kanzleien und bei alternativen Anbietern hat. Fallstudien zu Unternehmen und Kanzleien aus unterschiedlichen Branchen in den USA und in Deutschland runden das Bild ab.
"Legal Operations und das Verständnis davon werden immer wichtiger. Es handelt sich um ein sehr spannendes Thema, für das sich Juristen heutzutage aufgeschlossen zeigen müssen, um auch künftig auf dem Rechtsmarkt bestehen zu können", sagte Christian Veith, Senior Partner und Managing Director bei der Boston Consulting Group am 22.11.2018 bei der Vorstellung der Ergebnisse der Studie an der Bucerius Law School.
Das Datenvolumen in der Rechtsberatung steigt stetig an. Deswegen wird in Zukunft die Fähigkeit, rechtliche Daten abzubilden, zu analysieren und zu interpretieren, entscheidend für den Erfolg von Anwaltskanzleien sein. Computerprogramme können künftig 30 bis 50 Prozent der Aufgaben von Junior-Anwälten übernehmen - dadurch sind immer mehr Anwaltsjobs gefährdet. Sogenannte Legal Technology ermöglicht mittels Software die Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsabläufen, wie das automatisierte Auswerten von Vertragswerken, das Management von Fällen und Back-Office-Arbeiten. Kanzleien in Deutschland nutzen Legal Technology noch kaum, zudem bieten wenige Start-ups in Deutschland spezielle Softwarelösungen an.
Zu dem Ergebnis kommt das Bucerius Center on the Legal Profession (Bucerius CLP) gemeinsam mit der Boston Consulting Group in der Studie "How Legal Technology Will Change the Business of Law". Es wurden 50 Interviews mit Partnern von Großkanzleien geführt, darunter die neun größten Kanzleien Deutschlands (nach Umsatz), die etwa 13 Prozent des gesamten Umsatzes von Rechtsanwaltskanzleien ausmachen. Zusätzlich wurden Besitzer und Vertreter von Legal Tech-Unternehmen über die Auswirkungen von Legal Technology auf die Geschäftsmodelle von Kanzleien befragt.
"Große und kleine Anwaltskanzleien können es sich nicht länger leisten, Legal Technology zu ignorieren, wenn sie weiter wettbewerbsfähig bleiben wollen", sagt Dr. Christian Veith, BCG Senior Partner und einer der Autoren der Studie. Auch Markus Hartung, Direktor des Bucerius CLP ist davon überzeugt, dass Kanzleien gezwungen sind, ihre bisherigen Geschäftsmodelle zu überdenken. "In Zukunft wird der Beruf des Juristen zunehmend Projektmanager und Spezialisten erfordern, die mit Legal Technology arbeiten können", so Hartung.